L A M E B A |
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Über Barcelona sind wohl Regalkilometer geschrieben worden. Nur wenige Städte auf der Welt sind so umfänglich beschrieben und betrachtet (und fotografiert) worden wie die spanische Metropole und Hauptstadt Kataloniens. Bilder der Sagrada Família und anderer Bauten von Antoni Gaudí, die Rambles mit dem Markt La Boqueria, der Fußballclub „Barça“ (ein Seelenzustand), der Strand – Barcelona ist eine Stadt, die man ohne Zweifel zu den berühmtesten und schönsten der Welt zählen kann. Aber dieser Blick ist oft ein Blick von außen, es ist der Blick für diejenigen, die sich nur kurz in dieser Stadt aufhalten, der Blick auf Fassaden und Fotomotive mit kurzen Informationen über Typisches, Kurioses und für BesucherInnen leicht Verdauliches. Das ist Barcelona auch, aber bei Weitem nicht nur. Barcelona ist mehr, viel mehr – es ist ein sehr eigener Kosmos mit tiefen katalanischen Traditionen und junger internationaler Kreativität, mit expressiver Radikalität und kultivierter Verschlossenheit. Da ist die Bedeutung der katalanischen Sprache (auch im Verhältnis zum Spanischen), das Verhältnis (nicht der Vergleich) zu Madrid, der Referenzpunkt Europa, dem die BarcelonerInnen sehr positiv gegenüberstehen, und die Bedeutung des Dörflichen, des Altmodischen, des Kleinen und Verschrobenen. Barcelona ist Raumstation und Höhlenmalerei zugleich. Das erzeugt Spannungen – produktive wie destruktive –, natürlich auch hinsichtlich politisch weit auseinander liegender Kräfte im Kontext der Unabhängigkeitsbestrebungen. Barcelona kennt man nie wirklich, denn es ist immer wieder neu und anders und schwer zu verstehen. Es ist wie mit der Liebe: Es ist, was es ist. Um mehr Verstehen und ein besseres Verständnis dieser Stadt geht es in diesem Band. Es geht darum, diese Stadt und ihre Lebenswelt zu erkunden. Es heißt (berechtigterweise), man müsse durch diese Stadt streifen, um sie zu erleben, man müsse sie fühlen, (unbedingt immer auch nach oben) sehen, riechen, hören und schmecken. Die Stadt, das sind die Menschen, die in ihr leben, die hier geboren und aufgewachsen sind, die zugewandert und seit Kurzem oder schon lang hier sind, die hier eine Heimat gefunden haben oder Gäste sind. Wir haben 70 Menschen gebeten, uns ihr Barcelona zu beschreiben und was diese Stadt für sie bedeutet, was sie an Barcelona bewegt, was sie verführt oder verzweifeln lässt, fragen lässt oder fasziniert. 70 Geschichten, wie Menschen diese Stadt erleben und in ihr leben. Es sind Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Herkunft und aus sehr verschiedenen Lebenskontexten. Mal ist es Liebe, mal ist es Verbundenheit, mal ist es Freundschaft, mal Krise, was dieses Verhältnis charakterisiert – aber immer im Bewusstsein, gerne Teil dieser Stadt zu sein. 70 Perspektiven, die den Leserinnen und Lesern auf eine tiefere Art vermitteln, was diese Stadt Barcelona ausmacht. Die Bilder von Peter Knaup aus dem Jahre 1972 stellen einerseits einen fotokünstlerischen Schatz dar, anderseits zeigen sie das Werk Antoni Gaudís in einer Art und Weise, wie das heute nicht mehr möglich ist. Die abstrakte Schwarzweißfotografie, die ein eher konzentriertes Sehen auf die Architektur Gaudís und seine konstruktiven Experimente ermöglicht, steht hier in einem interessanten Dialog zur gewohnten Polychromie dieser eigenwilligen und damit auch einzigartigen Architektur. Diesen „Schatz“ als begleitende Bildstrecke als Zeitdokument im Band zu würdigen und wirken zu lassen, ist unser Ziel. Texte auf Impuls dieser Fotos sind gleichwohl willkommen. Die Aufnahmen zur Colònia Güell bewegen sich außerhalb der Metropole Barcelona. Da Antoni Gaudí bei der (seit 2005) zum UNESCO Weltkulturerbe gehörenden (nie vollendeten) Kirche bzw. „Krypta“ und dem Portal einige Formfindungsergebnisse vorwegnahm, die er beim Bau der Sagrada Família in ganz anderen Dimensionen angehen konnte, soll ein Bogen innerhalb der Metropolregion geschlagen werden. Die Fotos sollen Alltag, Urbanität, Traditionelles, Städtebau, Gemeinschaft, Stadtlandschaften, Veränderung und Kontinuität ... thematisieren, quer durch die Stadtviertel führen und den Fokus auf die Menschen richten, die in Barcelona leben. Jeder Autor, jede Autorin kann zu maximal zwei Fotos einen Text einreichen. Sie sollten dem Verlag ihre Auswahl möglichst bald mitteilen, damit nicht zu einem Bild mehrere Beiträge verfasst werden. Ein Beitrag muss nicht unbedingt mit einem der Fotos verbunden werden – in diesem Fall würde der Verlag ein Foto zuordnen. Falls Sie eine Geschichte im Kopf haben, aber kein dazu passendes Bild finden, teilen Sie uns bitte mit, welches Motiv Ihnen in unserer Auswahl fehlt. Die Auswahl kann bei Bedarf u. U. entsprechend erweitert werden. Die vergebenen Bilder werden auf der Website zeitnah gekennzeichnet. Der Beitrag sollte nicht länger als zwei Textseiten sein (ca. 3.500 Zeichen), er kann auf Deutsch, Katalanisch oder Spanisch verfasst werden und sollte dem Verlag bis Ende September 2023 vorliegen. Kurzbiografien der AutorInnen (höchstens ca. 600 Zeichen) ergänzen den Band. Alle Beiträge werden vom Verlag lektoriert. Die Auswahl der Texte für das Buch nimmt der Herausgeber vor. |